CO2 neutraler Strom ist ja grundsätzlich sehr wünschenswert. Doch wenn dieser mit einer unverhältnismäßigen Landschaftszerstörung erkauft wird, lehnen wir überdimensionierte Wasserkraftanlagen entschieden ab. Das gilt insbesondere für Pumpspeicheranlagen, bei denen meistens mit, in der Nacht deutlich billigerem (Atom)Strom Wasser in ein höher gelegenes Reservoir gepumpt wird, um damit dann tagsüber teuren „Ökostrom“ zu erzeugen.
Deswegen unterstützten wir von Anfang an die tolle Bürgerinitiative „Nochberg“, die erfolgreich gegen einen riesigen Pumpspeicher am Jochberg gekämpft hat. 2014 verkündete die CSU das endgültige Aus für dieses Projekt.
Im Sommer 2015 spannten wir ein riesiges Transparent (mit Staumauer Design) mit Aufschrift „Was für eine S(t)auerei“ über den Winnebach (Stubaier Alpen) gegen ein gewaltiges Wasserkraft Projekt der Tiroler TIWAG. Dieses wurde auch von den Tiroler Kajakfahren vor dem Tiroler Landtag gestellt, mit denen zusammen wir eine groß angelegte Protestpostkartenaktion durchführten, die bei den Tiroler Medien und auch bei der Regierung Beachtung fand. Das Projekt ist weiter in der Schwebe.
In Deutschland wurden wir zum Thema im Frühjahr 2017 aktiv. Und das erfolgreich! Im Allgäu konnten wir eine eigentlich absolut nicht genehmigungsfähige Wasserkraftanlage am wunderschönen Biotop Eisenbreche Klamm (bei Hinterstein) verhindern (Foto unten links).
Wegen der Erweiterung der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz demonstrierten wir im Juli 2020 wieder in den Stubaier Alpen (Foto oben rechts) . Dort muss der einst mäandrierende Längentalbach, wertvolle Quellfluren und Niedermoore in einem Pumpspeichersee hinter einer 113 Meter hohen Staumauer verschwinden. Gegen diese unsägliche Naturzerstörung demonstrierten wir mit einem 20 Meter mal 3 Meter großen Transparent.
In einem 25 Kilometer langen Stollensystems soll zudem das Wasser einzigartiger Gletscherbäche ab- und in den neuen Speicher Längental eingeleitet werden.
Da es sich in den Sommermonaten um bis zu 80 % der Abflussmenge handelt, gaben wir in sechs großen Todesanzeigen die Ermordung folgender Wildbäche bekannt: Fernaubach, Daunkogelfernerbach, Fischbach, Längentalbach, Schranbach, Winnebach
Obwohl sowohl die EU-Wasserrahmenrichtlinie als auch die von Österreich ratifizierte Alpenkonvention ein Projekt dieser Art prinzipiell ausschließen, wurde es mit dem Argument des „übergeordneten öffentlichen Interesses“ durchgesetzt. Da die betroffenen Gebirgsbäche überwiegend im Ruhegebiet Stubaier Alpen liegen, waren Eingriffe wie die Ableitung von erheblichen Wassermengen durch das Stollensystem untersagt. Erst eine Abänderung des Tiroler Naturschutzgesetzes, welche eine Ausnahme für Eingriffe im Rahmen der Energiewende einführte, ermöglichte das Projekt. Dabei ist aus Pumpspeichern gewonnener Strom alles andere als eine erneuerbare Energie, sondern wie Energie-Experte Heini Glauser es in einem Interview ausdrückte „eigentlich der schmutzigste Strom im europäischen System, weil er schmutzigen Kohle- und Atomstrom nimmt und mit einem Verlust von einem Viertel später wieder produziert.“
Zu diesem Themenkomplex passt auch (im weiteren Sinn) unser Einsatz im Mai 2021 gegen die Erweiterung des Steinbruches am Fuß des Heuberg. Wir schleppten Transparente, Balken, Seile und Sicherungsequipment auf den ausgesetzten Gipfel der Kindlwand. Dort sollte das mit 15 Meter Höhe bislang größte Banner in der steilen Felswand platziert werden: Ein riesiges NO gegen die geplante massive Erweiterung des Steinbruches am Fuße des Heubergs. Während sich unten im Tal die Demo-Teilnehmer der BI Rettet den Heuberg versammelten, warteten wir am kalten Gipfel weiter darauf, dass sich der dichte Nebel endlich auflöst. Leider vergeblich. Als es nach 10 Stunden Gipfelzeit auch noch zu regnen anfing, wurde die Berg-Aktion (auch aus Sicherheitsgründen) abgebrochen. Schließlich war der Abstieg mit dem „schweren Gepäck“ bei Nässe nicht ganz ungefährlich. Die Demonstration im Tal war umso erfolgreicher: 450 Teilnehmer zeigten den Betreibern die Rote Karte.
IM SEPTEMBER 2023 setzten wir ein starkes Zeichen gegen die Zerstörung des Platzertals.
Das wunderschöne Hochtal in den Ötztaler Alpen liegt im toten Winkel - auch der alpinistischen - Wahrnehmung und ist daher nicht nur ein besonders schützenswertes Tiroler Kleinod. Es ist ein Stück echter Wildnis, von der es in den Alpen nur noch wenige Beispiele gibt. Nicht einmal ein markierter Wanderweg führt durch dieses atemberaubende Tal.
Die Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG) plant in Zusammenhang mit dem Ausbau des Kraftwerks Kaunertal das Platzertal durch eine gewaltige Staumauer zu zerstören. Hinter diesem Damm würden 63.000 Quadratmeter wertvolle Moorlandschaften für immer in einem Stausee versinken – obwohl wir Moore als CO2 Speicher im Kampf gegen die Klimakrise dringend brauchen.
Mit einer größtenteils weglosen und alpinistisch anspruchsvollen Gebirgsüberschreitung von der Staumauer des Gepatschspeichers über eine knapp 3000 Meter hohe Scharte hinab ins Platzertal verdeutlichten wir den unschätzbaren Wert einer noch unerschlossenen Landschaft. Ziel war es unter anderen, den krassen Kontrast des extrem erschlossenen Kaunertals und des noch unberührten Platzertals zu verdeutlichen. Nach sieben Stunden schweißtreibender Bergtour wurden die Umweltschützer im Platzertal von weiteren Mountain Wilderness Mitgliedern in Empfang genommen. Diese hatten zuvor ein riesiges rot/weißes »NO« am Talboden als Zeichen des Widerstands platziert. In der Dämmerung wurde schließlich die drohende Staumauer mit 50 Fackeln lichtstark symbolisiert.
Demo gegen die Erweiterung des Steinbruchs am Heuberg
Keine Kraftwerke in Schutzgebieten!